
"36 Jahre sind eine lange Zeit"
Nach 36 Jahren verabschiedet sich Wolfgang Thies aus dem Kirchenkreistag.
Der Kirchenkreistag besteht aus ordinierten Mitgliedern (Pastorinnen und Pastoren), Mitarbeitenden des Kirchenamtes und ehrenamtlichen, theologischen Laien, die gemeinsam das Parlament des Kirchenkreises Verden bilden. Hier wird die generelle theologische Ausrichtung des Kirchenkreises festgelegt und die damit im Zusammenhang stehenden Personalfragen, der Haushalt, Bauvorhaben und ähnlich wichtige Dinge entschieden.
Wie kommt man dazu, sich ehrenamtlich im Kirchenkreistag zu engagieren?
Ich war Pastor Umland wohl positiv durch meine Aktivitäten bei einem Gemeindenachmittag aufgefallen, denn er hat mich angesprochen, ob ich mich nicht in den Kirchenkreis vom Kirchenvorstand berufen lassen wollte. Zur Kirche hatte ich ein gutes Verhältnis, der Vorstand berief mich dann auch.
Im Kirchenkreistag wurde ich dann gleich durch meine Arbeit bei der Bank in den Finanzausschuss gewählt, in dem ich viele Jahre auch den Vorsitz hatte.
36 Jahre sind eine lange Zeit.
Ich habe 5 Superintendenten und 5 Amtsleiter aus dem Kirchenamt kommen und gehen sehen. Die hatten zum Teil ganz unterschiedliche Ansichten, auf die man sich einstellen musste. In den Jahren habe ich einige Veränderungen auch im System erlebt, zuletzt die Umstellung im Rechnungswesen von der Kameralistik auf die Doppik.
Was gehörte zu deinen Aufgaben im Finanzausschuss?
Wir haben u.a. Finanzpläne für den Kirchenkreis Verden erstellt. Im Zusammenhang mit den einschneidenden Veränderungen des Zuweisungsrechte haben wir für einzelne Gemeinden Einsparungsvorschläge erarbeitet. Dafür bin ich viel herumgefahren. Eine Zeitlang war ich mindestens einmal die Woche für den Kirchenkreis unterwegs, um die Pläne zu erläutern. Ich habe öfter Entscheidungen getroffen, mit denen ich mich unbeliebt gemacht habe. An einen Antrag einer Kirchengemeinde erinnere ich mich, in der sie für ihre Kirchenbücher maßgeschneiderte Regale aus edlem Holz einen finanziellen Zuschuss wollte. In diesem Fall habe ich mich dafür ausgesprochen, dass der Antrag abgelehnt wird. Das ist aber auch schon lange her. Diese Zeiten sind vorbei.
Also war das eine schwierige Arbeit?
Es war eine zeitraubende Aufgabe, aber sie hat mir auch Spaß gemacht. Es gab viele positive Rückmeldungen, wenn ich den Haushalt vorgestellt habe. Als einer der Ersten habe ich den Vortrag mit Hilfe von Overheadprojektor und später Powerpoint visualisiert, also Tabellen und Schaubilder benutzt. Das kam so gut an, dass einmal sogar der Rechnungsprüfer aus dem Landeskirchenamt in Hannover vorbeikam, um sich das anzusehen.
Und ich habe unheimlich viel gelernt und ganz viele Menschen kennengelernt. Ich kann in keine Gemeinde kommen, in der man mich nicht kennt.
Was ist dein Fazit nach dieser langen Zeit?
Zum Einen: Man darf sich nicht irre machen lassen von dem Vielen, was man am Anfang nicht versteht. Im Kirchenamt sitzen viele hilfsbereite und fachkundige Menschen, die dich gern unterstützen. Und zu Zweiten: Wenn man sich engagiert und interessiert und die nötige Fantasie hat, kann man bei Kirche viel gestalten.
Interview: Corinna Schäfer