Orgel - Raum der Stille
Station 2: Orgel
Wer die Orgel auf der Empore sieht, könnte zunächst meinen, dass es sich um eine Barockorgel handelt. Der Prospekt (Schauseite der Orgel) ist mit zwei Seitentürmen und einem Mittelturm gestaltet. Die Profile und die durchbrochenen Verzierungen an den Prospektpfeifen (die sichtbaren Pfeifen) erscheinen nämlich wie bei einem barocken Instrument. Der Prospekt ist aber aus dem 19. Jahrhundert, also aus der Zeit des Historismus. In dieser Zeit orientierte man sich gerne an älteren Stilrichtungen.
Die Orgelfirma Folckert Becker aus Hannover hat diese Orgel 1870 gebaut. Von Hannover wurden die zahlreichen Einzelteile mit dem Zug nach Dörverden gebracht und dann vom Bahnhof aus mit dem Pferdewagen nach Westen.
Die Luftzufuhr zu den Pfeifen, durch die ein Ton entsteht, wird heute durch ein elektrisches Gebläse erzeugt. Früher mussten dafür Bälge noch mit menschlicher Kraft getreten werden. 2002 wurde die historische Kastenbalganlage im Kirchturm restauriert und wieder in Betrieb genommen.
Die 2-manualige (zwei Tastaturen) Orgel besitzt 18 Register mit etwa 1000 Pfeifen und hat einen schönen, romantischen Klang.
Station 3: Raum der Stille
Im Turm auf der Westseite der Kirche befindet sich ein ganz besonderer Raum. Der Turm und ein Teil der Nordwand der Kirche gehören zur alten Westener Burg, dem ältesten Teil der Kirche. Lange Zeit diente dieser Raum als Grabgruft. 1960 wurden hier schließlich die Kreuze der Kriegstoten aus den Ortschaften der Kirchengemeinde aufgehängt. So sollte der Turmraum zu einer „Ehrenhalle“ umgewidmet werden. 2014 wurde der Raum erneut umgestaltet. Aus der Ehrenhalle wurde ein Raum der Stille. Die Kreuze der Kriegstoten blieben erhalten, wurden aber ergänzt. Unter dem Fenster wurde ein neues Zentrum mit Steinen von St.-Annen gebildet, die von den zahlreichen Umbauten übriggeblieben sind. Zusätzlich steht ein altes Giebelkreuz in der Mitte der Steine.
Die Steine stehen für die Brüchigkeit des Lebens und nehmen damit die Kreuze neu auf: nicht das ehrende Gedenken an Soldaten des 2. Weltkrieges steht nun im Mittelpunkt, sondern die ganz persönlichen Brüche unseres Lebens, an die uns besonders die Namenskreuze erinnern. Mit seinen Gebetshockern lädt der Raum heute zum Innehalten ein. In der besonderen Ruhe dieses Raumes können sie ein Gebet sprechen, eine Kerze anzünden und diese auf die Steine stellen als Zeichen dafür, dass in die Brüche unseres Lebens Gott ein Licht setzt, das uns hilft, damit umzugehen
Kirchengemeinde Westen